KI und Digitale Transformation: Was kommt auf Unternehmen und die Gesellschaft zu?
Künstliche Intelligenz (KI) ist längst Teil unseres Alltags. Doch was bedeutet der KI-Boom für Unternehmen und die Gesellschaft? In ihrem Beitrag analysieren Pia Schreiber und Jens-Christian Jensen, Lableiter*innen des BVDW-Labs „Value Chain“, die Transformation durch KI in der Digitalen Wirtschaft und Gesellschaft.
In vielen Bereichen unseres Lebens ist Künstliche Intelligenz (KI) schon lange nicht mehr wegzudenken. Unsere Navigationsgeräte wählen die aktuell schnellste Route aus. Zu Hause steuert ein Smart Home-System die Beleuchtung je nach Tageszeit oder sogar die Heizung entsprechend der Wetterverhältnisse. Und auch die als nicht digital bekannten Wirtschaftszweige wie die Landwirtschaft profitieren von KI, beispielsweise durch teilautonom fahrende Traktoren.
Seit Dezember 2022 erleben wir einen regelrechten KI-Hype. Fast jeder kann mit KI-Tools Bilder und Texte erstellen, teilweise sogar kostenlos. Künstliche Intelligenz ist längst keine Zukunftsvision mehr, sondern prägt unseren Alltag in vielfältiger Weise. Sie verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten, kommunizieren, lernen und interagieren. Sie beeinflusst sämtliche Ebenen der Digitalen Wirtschaft und die gesamte Gesellschaft.
Unternehmen stehen derzeit vor neuen Möglichkeiten, aber auch vor Herausforderungen. Sie müssen ihre Wertschöpfung optimieren und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Dabei wird der verantwortungsvolle Umgang mit KI immer wichtiger.
Im Bundesverband Digitale Wirtschaft beschäftigen wir uns intensiv mit Künstlicher Intelligenz sowie ihrem Einfluss auf Gesellschaft und Wirtschaft. Gemeinsam mit Expert*innen aus der gesamten Digitalen Wirtschaft befassen wir uns mit den rasanten Entwicklungen, um zu verstehen, wie KI funktioniert und wo Chancen und Risiken liegen. In dem Zuge haben wir zur Herleitung des Entwicklungspotenzials durch KI ein Schichtenmodell entwickelt.
Transformationsprozess über drei Ebenen
Das Schichtenmodell besteht aus drei Ebenen: dem Kern, der Zwischenschicht und der Außenschicht. Jede dieser Ebenen steht für einen anderen Teilbereich der Wertschöpfungskette.
Im Kern des Modells erleben wir eine Transformation, bei der einzelne Personen direkt in die Wertschöpfung einbezogen werden. Autorinnen und Autoren werden beispielsweise durch ChatGPT & Co. bei der Recherche und dem Verfassen von Texten unterstützt. Grafikerinnen und Grafiker nutzen Tools wie DALL-E oder Midjourney, um Bilder zu bearbeiten und zu erstellen. Diese neue Form der Automatisierung verändert und verschlankt Arbeitsprozesse.
In der Zwischenschicht erfolgt eine Transformation von Geschäftsmodellen. Die vereinfachten Arbeitsprozesse durch KI führen zu neuen Timings, Pricings und Ergebnissen. Das beeinflusst die Abläufe in bestehenden Unternehmen und eröffnet neue Geschäftsfelder. KI wird als eine neue Dimension der Digitalisierung verstanden, die bestehende Geschäftsmodelle erneut grundlegend verändert.
Die Außenschicht verknüpft die internen Veränderungen mit gesellschaftlichen Themen und deren Einfluss auf gesellschaftliche Prozesse. Dabei geht es vor allem darum, ein Bewusstsein für den verantwortungsvollen Umgang mit KI zu entwickeln, sowohl in Unternehmen als auch in der Interaktion mit der Gesellschaft.
Der Weg durch die Transformation
In einem idealen Modell würde der Transformationsprozess geradlinig vom Kern durch die Zwischenschicht bis zur Außenschicht und schließlich in das Umfeld des Modells verlaufen. (s. Abb. 1).
Abb. 1 Die Auswirkungen von KI auf die Wertschöpfung der digitalen Wirtschaft – Der idealtypische Transformationsprozess
Das weitaus wahrscheinlichere Szenario ist, dass der Transformationsprozess nicht in einer geraden Linie verläuft, sondern eher chaotisch ist (s. Abb. 2). Wir können erwarten, dass die Transformation zwischen den Ebenen hin- und herspringt. Dabei werden neue Erkenntnisse generiert, die sich gegenseitig beeinflussen. Dieser Prozess führt idealtypisch trotzdem zu einem einheitlichen Outcome auf allen Ebenen.
Künstliche Intelligenz und deren Einsatz sollte somit nicht als isolierte Technologie betrachtet werden. Die einzelnen Entwicklungen wirken auf den unterschiedlichen Ebenen aufeinander ein und verpuffen nicht folgenlos im System. Das birgt sowohl Risiken als auch Chancen.
Abb. 2 Die Auswirkungen von KI auf die Wertschöpfung der digitalen Wirtschaft – Der realistische Transformationsprozess
Fazit
Künstliche Intelligenz entwickelt sich derzeit äußerst dynamisch. Obwohl die Fortschritte oft noch chaotisch und schwer vorhersehbar sind, eröffnet sich gleichzeitig ein enormes Potenzial zur Weiterentwicklung.
Die Digitale Wirtschaft hat sich bereits an kontinuierliche und rasante Veränderungen angepasst und kann das Potenzial von Künstlicher Intelligenz nutzen. Dies erfordert jedoch, dass sie ethische und rechtliche Aspekte berücksichtigt. Auf diese Weise kann sie die digitale Transformation mithilfe der KI auf allen Ebenen positiv gestalten.
Autor*innen
- Dr. Pia Schreiber – construktiv GmbH
- Jens-Christian Jensen – Digitas Pixelpark