KI – Realität statt Hype — Wo wir in Sachen KI Ende 2024 stehen 

Blog-Beitrag, 27.03.2025

Künstliche Intelligenz (KI) hat in den vergangenen 24 Monaten einen langen Weg zurückgelegt, von visionären Versprechen bis hin zur tatsächlichen Anwendung in Unternehmen. Doch während einige Technologien wie Agentic AI und Retrieval-Augmented Generation (RAG) weiterhin enormes Potenzial versprechen, zeigt sich in der Praxis eine Kluft zwischen Erwartung und Realität. Dieser Beitrag liefert eine kompakte Analyse der Ergebnisse des BVDW KI-Readiness Checkers , beleuchtet aktuelle Trends und gibt einen Ausblick darauf, was in der nächsten Entwicklungsphase von KI zu erwarten ist. 

KI-Readiness Checker: Ein interaktives Tool zur Bewertung von KI-Kompetenzen 

Der KI-Readiness Checker wurde Mitte 2024 entwickelt und ermöglicht eine Selbsteinschätzung der KI-Kompetenzen. Das interaktive Quiz richtet sich an alle Interessierten – beruflich oder privat. 

Nach einer Selbsteinschätzung folgen 20 dynamische Fragen aus drei Kategorien: Technologie, Wirtschaft sowie Recht & Ethik. Basierend auf der Punktzahl werden vier Wissenslevel vergeben: KI-Ready, KI-Enthusiast*in, KI-Interessiert*e und KI-Neuling. Zum Abschluss erhalten Teilnehmende eine individuelle Lernempfehlung und eine druckbare Übersicht ihrer Ergebnisse. 

Die Auswertung der anonymisierten Daten von September bis Dezember 2024 zeigt, dass 352 Teilnehmende den KI-Readiness Checker komplett durchlaufen und abgeschlossen haben. Die Ergebnisse geben spannende Einblicke in den aktuellen Stand der KI-Adoption in Deutschland.  

Der Großteil der Teilnehmer*innen nutzt bereits aktiv KI-Tools wie ChatGPT (87 %) oder DeepL Write/Translate (62 %) in ihrer Arbeit. Dennoch zeigt sich, dass ein tiefergehendes Verständnis für technische und regulatorische Fragen noch begrenzt ist. Dies deutet darauf hin, dass die reine Anwendung von KI-Tools nicht automatisch zu einem umfassenden Wissen über deren Funktionsweise oder rechtliche Rahmenbedingungen führt.  

       

Die meisten Teilnehmer*innen befinden sich auf einem mittleren Kompetenzniveau. KI ist zwar angekommen, um zu bleiben, aber die wenigsten sind wirklich „KI-Ready“. Die klare Mehrheit befindet sich auf dem Level „KI-Interessent*in“. Immerhin ist nur eine Minderheit als „KI-Neuling“ einzustufen und die Zahl der „KI-Enthusiasten“ liegt zwar bei ausbaufähigen, aber schlussendlich doch optimistischen 20 %.

Auch die Ergebnisse der korrekt beantworteten Fragen nach Kategorie zeigen ein interessantes Kompetenzprofil der Teilnehmenden und verdeutlichen, in welchen Bereichen das Wissen über KI bereits gefestigt ist und wo noch Unsicherheiten bestehen. 

83 % haben die Fragen in der Kategorie Wirtschaft korrekt beantwortet. Dies zeigt, dass sich die Teilnehmenden gut mit KI-gestützten Geschäftsmodellen, Markttrends und wirtschaftlichen Potenzialen auskennen. Es ist anzunehmen, dass viele bereits KI aktiv in Unternehmensprozesse einbinden.  Unternehmen haben in den  vergangenen Jahren verstärkt den wirtschaftlichen Nutzen von KI betont, was sich offenbar auch in der Wissensbasis widerspiegelt. 

Möglich ist auch, dass wirtschaftliche Themen weniger abstrakt sind als technische Konzepte. Dies könnte darauf hinweisen, dass KI-Strategien und -Anwendungen in Unternehmen vor allem aus einer geschäftlichen Perspektive diskutiert werden, während tiefere technische Einblicke weniger stark vermittelt werden. 

Die vergleichsweise niedrige Quote in der Technologie-Kategorie von 64 % verdeutlicht, dass Schwierigkeiten bei technischen Grundlagen, Algorithmen oder Funktionsweisen von KI-Modellen bestehen. Dies passt zur allgemeinen Beobachtung, dass KI-Tools zwar intensiv genutzt werden, aber das tiefere technische Verständnis oft fehlt. Gründe könnten die Komplexität der Materie, wenig direkte Anwendung oder auch die mangelnde Weiterbildung sein. 

Das Wissen zu rechtlichen und ethischen Fragestellungen ist mit 71 % korrekt beantworteten Fragen vergleichsweise solide. Themen wie Datenschutz, KI-Regulierung (z. B. EU AI Act) und ethische Dilemmata sind bekannt, doch gibt es hier offenbar Unklarheiten bei konkreten rechtlichen Vorgaben oder ethischen Abwägungen.   

Dies könnte daran liegen, dass sich die regulatorische Landschaft rund um KI erst etabliert und nicht für alle Teilnehmenden die juristische Perspektive Teil ihrer Arbeit ist. Während Datenschutz-Grundverordnungen und ethische Prinzipien oft diskutiert werden, fehlt möglicherweise das detaillierte Verständnis für spezifische rechtliche Rahmenbedingungen, insbesondere wenn diese technisches Wissen erfordern. 

Die Integration von KI-Kompetenzen in Unternehmen und ihre Prozesse ist daher entscheidend, um Qualität, Sicherheit und Vertrauen im Umgang mit KI zu gewährleisten. Zentral sind deshalb Schulung für Mitarbeitenden. Um diese Kompetenzlücke zu schließen, sollten gezielte Weiterbildungen angeboten werden. Es ist essenziell, dass Teams über das notwendige Wissen und die entsprechenden Fähigkeiten verfügen, um KI-Systeme effektiv zu nutzen oder selbst zu entwickeln.  

Qualifizierung als erster Schritt für Verantwortung und Vertrauen. AI Officer Zertifikat, AI Select und AI Basic E-Learning des BVDW 

Der BVDW engagiert sich intensiv für die Qualifizierung von Fachkräften in der Digitalen Wirtschaft. Ziel ist es, die notwendigen Kompetenzen für den verantwortungsvollen Einsatz von KI aufzubauen und nachzuweisen. Mit den folgenden, maßgeschneiderten Weiterbildungsangeboten werden Unternehmen dabei unterstützt, ihre Mitarbeitenden gemäß Artikel 4 der KI-VO weiterzubilden.  

AI Basic: In praxisnahen, kurzen Lerneinheiten werden die Grundlagen von KI vermittelt – einschließlich rechtlicher Aspekte, Datenschutz und Haftungsfragen. Der Online-Kurs schließt mit einer Prüfung und einem Zertifikat ab und eignet sich für Unternehmen, die allen Mitarbeitenden ein grundlegendes Verständnis bieten möchten. 

AI Officer / KI-Beauftragte*r: Ein zweitägiger Präsenzkurs für eine vertiefte Ausbildung zur zentralen KI-Expertise im Unternehmen. Der Fokus liegt auf KI-Technologien, Implementierungsstrategien sowie ethischen und rechtlichen Rahmenbedingungen (insbesondere der KI-Verordnung). Die Weiterbildung endet mit einer Zertifikatsprüfung. 

AI Select: Modulare, halbtägige Online-Schulungen aus dem „AI Officer“-Programm ermöglichen eine gezielte Vertiefung einzelner Themen wie Datenschutz oder rechtliche Aspekte. Dieses Angebot richtet sich an Fachbereiche mit vorhandenem Grundlagenwissen, die sich flexibel weiterbilden möchten. 

Durch die konsequente Umsetzung von Qualifizierungsmaßnahmen stellt die Digitale Wirtschaft nicht nur die Qualität und Sicherheit ihrer KI-Produkte sicher, sondern erarbeitet sich auch einen Wettbewerbsvorteil. Unternehmen, die auf Schulung und Weiterbildung verzichten, riskieren hingegen den Verlust von Vertrauen der Verbraucher*innen und damit ihrer Zukunftsfähigkeit.  

 

Autor:
Kai Ebert, Director Growth, SYZYGY, stv. Vorsitzender der Digitalagenturen im BVDW, Lableiter des Labs AI Value Chain im Ressort KI im BVDW & Präsident des Deutschen Digital Awards 2025 

Kontakt

Katharina Jäger
Leiterin Innovation & Technology
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