Expert Talk Reloaded

Alle Mitglieder der Fokusgruppe sind herzlich eingeladen, mit ihren Statements zu den verschiedenen Themen auf die virtuelle Bühne zu treten.

3. Ausgabe - Thema: Consentless das neue Cookieless?

Tracking, sei es zur kontrollierten Media-Aussteuerung, Erfolgsmessung einzelner digitaler Marketingmaßnahmen, zur Gewinnung von Insights oder der wertvollen Analyse von Nutzerinteraktionen, sind Kernelemente des digitalen Marketings. Die Anforderungen, um das auf einem hohen Niveau durchzuführen, sind jedoch im Vergleich zur Vergangenheit entlang der gesamten digitalen Wertschöpfungskette deutlich komplexer geworden. Um weiterhin ein werthaltiges, datenbasiertes digitales Marketing und insbesondere die Wirksamkeit der Maßnahmen zu gewährleisten, bedarf es neben einer äußerst differenzierten Auseinandersetzung mit einzelnen technologischen Elementen vor allem der Zustimmung der Endverbraucher*innen.

Die Entwicklung der Möglichkeiten, um unter anderem das Cookie zu ersetzen, ist fortlaufend. Da auch die technische Entwicklung fortgeschritten und das Spektrum inzwischen weit über Desktop und Mobile hinausgewachsen ist, wenn über datenbasierte Ansprache der Endkund*innen gesprochen wird, muss deutlich weiter gedacht werden, wenn es um den Consent der Nutzer*innen geht. In diesem Zusammenhang sind in den vergangenen Jahren unterschiedliche Initiativen gestartet worden, um den werbenden Unternehmen gute Lösungen bieten zu können, welche die oben genannten Anforderungen gewährleisten. Über die konkreten Möglichkeiten und die Werthaltigkeit bzw. die perspektivische Entwicklung herrscht aber noch keine Klarheit.

Ziel ist es, den Marktteilnehmer*innen mit den Mitglieder-Statements einen Einblick zum Status quo zu geben, der aktuelle rechtliche Vorgaben und technische Möglichkeiten berücksichtigt.

Zu den Mitglieder-Statements

Markus Forster, Senior Director Sales, Adform

„Es werden weiterhin Identifier benötigt, um elementare Anforderungen wie Customer Journey Tracking oder Frequency Capping im digitalen Marketing zu erfüllen. Die große und bislang ungelöste Frage ist eben nur, welche(r) sich letztlich durchsetzen werden. Entsprechende ID-basierte Lösungen sind aber bereits am Markt verfügbar. Und deswegen ist Cookieless per se auch kein Problem. Diese Lösungen benötigen aber nun mal nach aktueller Rechtslage einen Consent! „Consentless“ sehe ich daher skeptisch, da die dadurch entstehenden Einschränkungen derzeit noch zu groß sind. Wir würden damit die Effizienz und die Vorteile von digitalen Kampagnen verlieren, insbesondere Messbarkeit, gezieltes Targeting oder Personalisierung – um nur einige zu nennen. Für erfolgreiches, datengetriebenes digitales Marketing wird es auch in Zukunft entscheidend sein, die Zustimmung der Endverbraucher*innen zu erhalten.“


Martin Pichler, CSO, highfivve

„Die Themen Cookieless und Consent sollten im Jahr 2024 keine Neuigkeiten mehr für Werbetreibende sein. Jetzt ist es wichtig, die verfügbaren Technologien zu evaluieren und die optimale Lösung gemäß den individuellen Anforderungen zu identifizieren. Der Fokus sollte verstärkt auf Cookieless-Lösungen wie Identity Solutions und kontextuellem Targeting liegen, um diese auch zeitnah in den Regelbetrieb zu integrieren. Dies ist besonders wichtig, da ein erheblicher Teil des Werbeinventars bereits heute über Safari und Firefox nicht adressiert werden kann, bedingt durch das Fehlen von Third Party Cookies.

In der Programmatic Supply Chain wird die Einführung von DSA (Digital Service Act) und SPO (Supply Path Optimization) eine erhöhte Transparenz im Werbeökosystem bieten, die wiederum zu einer verbesserten Kontrolle für Publisher führt. Durch direkte Verbindungen zwischen Publisher und Demand Side ist eine ineinandergreifende Zusammenarbeit möglich, die die Rolle des Publishers stärkt und eine Neudefinierung der SSP-Rolle voraussetzt.“


Johannes Paysen, Managing Director Central Europe, Magnite

Frage: Welche Lösungen werden sich möglicherweise in Zukunft durchsetzen und wie sollten sich werbetreibende Unternehmen jetzt positionieren, um rechtzeitig vorbereitet zu sein? 

„Mit der Weiterentwicklung des Werbeökosystems gewinnen Publisher mehr Kontrolle über kontextbezogene und First-Party-Daten – eine Veränderung, die Werbetreibende zu schätzen wissen. Die Erkenntnisse aus einer aktuellen Magnite-Studie unter US-Werbekunden geben einen Einblick in die Überlegungen von Einkäufern in Deutschland zu ihren First-Party-Datenstrategien. Die Studie ergab, dass 93 Prozent der Einkäufer First-Party-Daten von Verlagen sehr schätzen. 

In der gesamten Branche werden erhebliche Investitionen in die Erforschung und Verfeinerung neuer Datenmanagementmethoden getätigt. Über 80 Prozent der Werbetreibenden gaben in der gleichen Studie an, dass sie mehrere Strategien wie kontextbezogenes Targeting, First-Party-IDs und gemischte IDs (deterministisch/probabilistisch) einsetzen wollen, um sich anzupassen.”


Axel Zawierucha, Geschäftsführer, internetwarriors

Frage: Welche Lösungen werden sich möglicherweise künftig durchsetzen und wie sollten sich werbende Unternehmen spätestens jetzt aufstellen, um zeitgerecht vorbereitet zu sein?

„Unternehmen sollten auf die Integration verschiedener Datenquellen setzen, wie beispielsweise die Verknüpfung von First-Party-Daten aus CRM-Systemen oder Online-Shops mit Webanalyse-Tool-Daten. Das serverseitige Tracking wird sich in vielen Bereichen als essenzielle Technologie durchsetzen. Jedoch liegt es in der Verantwortung großer Technologieunternehmen wie Google und Meta die grundlegenden Tracking-Probleme zu lösen.”

Frage: Welche Alternativen zur Erfolgsmessung gibt es und wie werthaltig sind diese für werbende Unternehmen?

„Es gibt immer eine Abweichung zwischen „echten“ Zahlen und den trackbaren Werten. Dabei ist es entscheidend, dieses Delta kontinuierlich zu überwachen und verschiedene Datenquellen miteinander zu vergleichen, um eine präzise Performance-Bewertung zu gewährleisten. Dies ermöglicht es werbenden Unternehmen, trotz der Unvollständigkeit der Daten, wertvolle Einblicke zu gewinnen und datengetriebene Entscheidungen zu treffen.”

Frage: Welche weiteren Aspekte gilt es aus der individuellen Sicht der Autor*innen, bzw. ihrer jeweiligen Unternehmen zu berücksichtigen?

„Das Tracking wird aufgrund von Datenschutzrichtlinien und technischen Einschränkungen zunehmend komplexer. Dennoch bleibt es mit dem richtigen Know-how beherrschbar und unverzichtbar für datengetriebene Entscheidungsprozesse. Unternehmen sollten sich daher kontinuierlich über Entwicklungen informieren und ihre Strategien entsprechend anpassen, um den Anforderungen gerecht zu werden und langfristigen Erfolg zu sichern.”


Leonhard Sauer, Country Manager Central Europe, PubMatic

Frage: Welche Lösungen werden sich in Zukunft wahrscheinlich durchsetzen, und wie sollten sich werbende Unternehmen jetzt positionieren, um rechtzeitig vorbereitet zu sein?

„Technologiegetriebene Plattformen sind dabei, den Zugang zu Werbeinventaren grundlegend neu zu definieren und gehen damit weit über die Grenzen traditioneller, auf Cookies basierender Zielgruppenansprache hinaus. Eine zentrale Strategie dabei ist die Auswertung des Mediennutzungsverhaltens für eine treffsichere Kommunikation. Beobachtungen zufolge neigen jüngere Zielgruppen, speziell die zwischen 19 und 29 Jahren, verstärkt zu Plattformen im Web sowie mobilem Web und Apps, während Personen im Alter von 40 bis 59 Jahren sich eher linearem Fernsehen und spezifischen Webinhalten zuwenden. Angesichts dieser Unterschiede im Mediennutzungsverhalten ermöglichen Anbieter wie PubMatic den Zugriff auf eine breite Palette von Werbeformaten, darunter Connected TV (CTV), Online Video Advertising (OLV), Addressable TV (ATV), sowie Werbeoptionen im Web und in Apps.

Darüber hinaus gewinnen KI-gestützte Lösungen für Brand Safety und Contextual Targeting zunehmend an Bedeutung. Diese Technologien tragen dazu bei, die Sicherheit der Markenplatzierung zu verbessern und ermöglichen eine Kommunikation, die deutlich relevanter für die Zielgruppen ist. Für Media-Agenturen und Unternehmen ist es daher entscheidend, in solche fortschrittlichen Technologien zu investieren und Expertise in datengesteuerten Strategien zu entwickeln. Diese Schritte sind notwendig, um die Effektivität von Kampagnen zu steigern und in einem sich kontinuierlich wandelnden Werbeumfeld wettbewerbsfähig zu bleiben. Die proaktive Anpassung an diese Entwicklungen sichert eine starke Positionierung für die Zukunft.”


Robert Kabalimu, Director Operations, REVO/LOVE

„Die Zukunft ist weder Consentless noch Cookieless. Werbetreibende sollten sich auf First-Party-(Cookie)Daten und serverseitiges Tracking fokussieren und sich dabei um den Consent des Nutzers bemühen. Dies ermöglicht (weiterhin) die Erfassung von Nutzungsdaten auf der eigenen Webseite. Je nach Gestaltung ist eine Attribution pro Kanal (auf Klickbasis) und bei Zustimmung das Nutzungsverhalten auf Nutzerebene weiterhin möglich. Dies sollte in engem Austausch mit einem Datenschutzbeauftragten geschehen.

Ein tiefergehendes Tracking ist über ID-Lösungen möglich; momentan sind diese aufgrund ihrer Skalierbarkeit limitiert. Die Entwicklung dieser IDs und anderer Alternativen (z. B. Googles Privacy Sandbox ) ist dynamisch und sollte daher eng beobachtet werden. Für das Targeting stehen semantische, Keyword-basierte, First- und Second-Party-Daten von Publishern und die Daten der Walled Gardens (Facebook, Instagram, Google) zur Verfügung und erlauben eine zielgerichtete Ausspielung.“

2. Ausgabe - Thema: Contextual Targeting

Eines der wesentlichen Ziele des Marketings ist es, Zielgruppen möglichst genau zu adressieren und eine für werbetreibende Unternehmen relevante Wirkung zu erzeugen. Vor allem im digitalen Marketing bietet programmatische Technologie hier hervorragende Möglichkeiten, um diesen Anspruch zu realisieren. Gleichzeitig werden die Datenschutzanforderungen komplexer. Das Cookie, das als wesentliches Element gedient hat, um das zu realisieren, wird perspektivisch wegfallen, mindestens aber nicht mehr so zur Verfügung stehen, wie es in der Vergangenheit der Fall war. Die Voraussetzungen für eine zielgerichtete Ansprache von Endverbrauchern sind somit zunächst limitiert. Welche Alternativen es künftig geben wird und in welchem Umfang sie ein vergleichbares Niveau der Adressierung von Nutzern ermöglichen, ist noch nicht absehbar. Contextual Targeting hat in diesem Kontext wieder an Relevanz gewonnen. Das Angebot, bzw. die Anwendungsfelder sind dabei verhältnismäßig vielfältig. 

Zu den Mitglieder-Statements

Jens Depenau, Expert Lead Cookieless, GroupM Germany

„Im September 2022 wurde seitens Google neben audiencebasierten  auch kontextuellen Segmenten die Unterstützung innerhalb der „Seller Defined Audiences“ des IAB Tech Lab zugesichert. Ein wichtiges und starkes Signal für die Branche! Wer sich mit dem Thema Contextual tiefer befasst, wird aber bestätigen können, dass die Standardisierung der Taxonomie alleine nicht ausreichen wird. Denn die Standardisierung der Methodik fehlt weiterhin. So zeigen Fullpath-URL-Analysen auf, dass die Anbieter Contextual unterschiedlich interpretieren: Wird wirklich der Text analysiert oder nur die URL und falls der Text analysiert wird, erfolgt dies semantisch oder keywordbasiert? Werden Bild- und Tonspuren der Videos erfasst oder nur der umgebende Text? Wird die Sentiment-Analyse mit angeboten? Und gehört eine URL-Liste auch schon zu Contextual? Wo hört Contextual auf – reden wir nur vom Content oder z. B. auch von Geo, Technik, Zeit? Der Weg zum Standard ist noch lang. Aber er muss beschritten werden, um eine effiziente Cookieless-Zukunft zu ermöglichen.”

Bernd Hauprich, Managing Partner, EssenceMediacom Germany

„In der angebrochenen Post-Cookie-Ära erlebt kontextuelles Targeting eine Renaissance. Im Unterschied zu früheren Angeboten integrieren innovative Marktteilnehmer heute jedoch zunehmend die Tonalität der Artikel in ihre Lösungen, auch für Videoinhalte. Dennoch wird der kontextuelle Ansatz das ID-basierte Targeting auf absehbare Zeit nicht komplett ersetzen. Er bietet vielmehr eine weitere Ergänzung, um Zielgruppen ohne 3rd-Party-Cookies zu erreichen. Hierzu sollte das Contextual Targeting stets in die Gesamtstrategie integriert und mit größtmöglichem Wissen um die Zielgruppe sowie Brand Safety Maßnahmen ergänzt werden. Durch den zunehmenden Einsatz von KI wird sich das Contextual Targeting-Angebot weiterentwickeln und die Möglichkeiten zur kontextsensitiven Zielgruppenansprache fortlaufend optimiert. Der besseren Vergleichbarkeit der Angebote und ihrer Performance wird die Vereinheitlichung durch den OVK Standard zuträglich sein. Nur so werden wir die Reichweite, Effizienz und Transparenz im Contextual Targeting flächendeckend vorantreiben können.“

Helge Krüger, Business Data Lead DACH/CEE/Nordics, Teads

„Kontextuelle Signale ermöglichen datenschutzfreundliches, cookieloses Targeting mithilfe von Machine Learning. Die präzise Kampagnenausrichtung auf passende Umfelder schafft einen Halo-Effekt, der Werbebotschaften mit hochwertigen Inhalten verknüpft. Granulare Segmentierung und klare Strategie sind dabei der Schlüssel. Intelligente Planung erlaubt die Echtzeit-Ansprache von Nutzern, basierend auf ihren aktuellen Interessen – ganz ohne Cookies. In einer datenschutzorientierten Ära bietet kontextuelles Targeting also eine effektive Möglichkeit, die Zielgruppe zu erreichen. Erfolgreiche Kampagnen verknüpfen Werbebotschaften glaubwürdig mit relevanten Inhalten. Cookielose Strategien steigern daher den Werbeerfolg und wahren den Datenschutz.”

Martin Pichler, CSO, highfivve

„Die AdTech-Branche, insbesondere Prebid, ermöglicht es Vermarktern und Publishern bereits heute, Erkenntnisse aus dem Contextual Targeting im Bidstream mit dem Ökosystem zu teilen. In Zukunft ist die Zusammenarbeit mit verschiedenen Anbietern von Real-Time-Datenmodulen besonders empfehlenswert, um eine breite Palette an kontextuellen Targetings anzubieten. Das Vertrauen in die Datenqualität wird hierbei entscheidend sein. SSPs und DSPs müssen den Segmenten des Publishers oder des RTD-Anbieters vertrauen, wenn sie darüber Kampagnen buchen. Aus unserer Sicht sind erfolgreiche Kampagnen das Ergebnis einer Kombination aus Contextual und ID-basiertem Targeting, da sich diese beiden Lösungen optimal ergänzen. Contextual Targeting zielt darauf ab, Anzeigen in einem relevanten Umfeld für den Nutzer zu platzieren, während ID-basierte Lösungen darauf abzielen, einen bestimmten Nutzer basierend auf vorhandenen Informationen so personalisiert wie möglich anzusprechen.“

Oliver von Wersch, Partner, nxt statista & Emanuel Jonas, Senior Consultant Digital Advertising Technology, nxt statista

Um eigene Contextual Produkte erfolgreich am Markt zu platzieren, müssen Publisher in Richtung Buyside einen deutlichen Mehrwert gegenüber spezialisierten Datenlieferanten und Plattformen kommunizieren und liefern. 

Ein solcher Mehrwert entsteht, wenn publisherübergreifend einheitlich Semantik und Taxonomien genutzt werden und kontextuelle Daten sinnvoll mit exklusiven Publisherdaten kombiniert werden. Hier ist noch ein weiter Weg zu gehen – aber in der Verzahnung von journalistischen Inhalten und Adtechnology liegt ein potenzielles Alleinstellungsmerkmal gerade von Premium Anbietern. Solche Gemeinsamkeit können bis hin zu gemeinsamen Angeboten gehen. Der OVK hat dies in der Vergangenheit ja versucht, Ozone Project in UK oder das Local Media Consortium in den USA gehen als verlagsübergreifende Joint Ventures noch einen Schritt weiter. Intensivierung von Kooperation ist hier der Schlüssel zu langfristigem Erfolg.

Umgekehrt vertraut die Demand Side derzeit sehr stark auf technologisch dominierte Analyse und Indexierung von Inhalten – dadurch steht in der DSP das mittelmäßig gemachte Ein Personen Kochblog neben der redaktionell aufwendig produzierten Premium Food Site. Das mag technologisch effizient sein – zur Kampagnenqualität trägt es nicht bei.”

Nina Wüst, Key-Account-Direktorin, Acast

„Im Bereich Podcast hat kontextuelles Targeting schon immer eine große Rolle gespielt, denn das Tracking granularer Nutzerinformationen gab es hier nie. Leider waren Podcast-Inhalte allerdings bis vor kurzem semantisch weniger verfügbar als z. B. Online-Texte, so dass das kontextuelle Targeting nur auf Episoden- oder Show-Beschreibungen basierte und damit unpräzise war. Das hat sich zum Glück geändert: Technologien wie Natural Language Processing und KI können die Inhalte einer Episode, die Tonalität (z. B. Ironie) und Stimmung zuverlässig auslesen. Episoden, in denen es um negativ besetzte Themen und Emotionen geht, können damit leicht ausgeschlossen werden. Damit ist auch ein hoher Grad an Brand Safety gegeben. Wir können mit heutiger Technologie also granular genau die richtigen Hörer:innen ansprechen und Streuverluste minimieren.“

1. Ausgabe - Thema: Supply Path Optimisation (SPO)

SPO hat sich seit 2018 als Konzept zur Optimierung der Lieferkette im Bereich Programmatic Advertising etabliert und stetig an Relevanz gewonnen. Viele Werbetreibende und Agenturen haben bereits entsprechende Strategien implementiert und verfeinert. SPO entwickelt sich  stetig weiter – auch im Hinblick auf die technischen Veränderungen innerhalb des Ökosystems Programmatic Advertising. Mögliche Fragestellungen für Eure Statements waren:

  • Wo steht die Branche aktuell mit SPO und wie relevant ist SPO für Programmatic Advertising?
  • Gibt es neue Herausforderungen für SPO (z. B. durch geringen Anteil verfügbarer IDs / Cookies o.ä.)?
Zu den Mitglieder-Statements

Björn Bövers, Director Trading DACH, The Trade Desk

„Der programmatische Werbemarkt sollte von Vertrauen, Innovation und gegenseitigem Erfolg geprägt sein. In den Lieferketten gibt es jedoch noch immer unnötige Schritte und undurchsichtige Gebühren, die das Wachstum bremsen. Trotzdem sollten wir würdigen, was wir schon erreicht haben: Gemeinsame Initiativen wie Ads.txt und Sellers.JSON gehen gegen Betrug im Programmatic Advertising vor und schaffen Transparenz in der Supply Chain. Das sind wichtige Meilensteine, denn Werbetreibende mussten nie stärker als heute belegen, welchen Wertbeitrag sie leisten. Daher ist es umso wichtiger, dass wir sie dabei unterstützen, die Integrität von Werbekampagnen zu gewährleisten und die Supply Chain von Anzeigen besser nachvollziehbar zu machen. Wir müssen diesen Weg in Richtung Transparenz weiter forcieren. Nur so schaffen wir Vertrauen in datengetriebene Werbung. Nur durch Transparenz lässt sich der objektive Einkauf von Anzeigenplätzen im offenen Internet realisieren, der die Grundlage für anhaltendes Wachstum im gesamten Werbeökosystem darstellt.”

Benedict Gründig, Director Business Development Central & Eastern Europe, Criteo

 „Je mehr SSPs, desto höher der Demand.“ – So oder so ähnlich könnte man das Credo der 10er Jahre im Programmatic Advertising beschreiben. SPO ist heute nicht zuletzt auch Spiegelbild dessen, dass wir damit falsch lagen. Publisher verstehen den hohen Aufwand eines großen Tech Stacks. Sie beschäftigen sich intensiv mit der Frage der Nachhaltigkeit, sprich der Anzahl der genutzten Server(leistung) pro Impression. Und sie wissen, dass eine sehr große Anzahl an auszuweisenden Partnern der Transparenz gegenüber den Nutzerinnen und Nutzern im Sinne der DSGVO nicht zuträglich ist. Diese Entwicklung eines reduzierten Tech Stacks spiegelt sich auch auf der Seite der Werbetreibenden wider, die vermehrt den direkten Zugang zu den Website-Inventaren der Publisher suchen. Sie verschlanken den Supply Path und SSPs bleiben zunehmend außen vor. Ich halte es jedoch für verfehlt, deswegen einen Abgesang auf SSPs einzuläuten. Vielmehr heißt es für sie, jetzt grundsätzliche Weichen zu stellen: Wie helfen sie Publishern, ihre First-Party-Daten auf Demand-Seite zu aktivieren? Welches einzigartige Inventar können sie bereitstellen? Oder welche datengetriebenen Assets können sie beisteuern? SSPs mit klarem Mehrwert werden auch in Zukunft erfolgreich sein, alle anderen werden es schwer haben.”

Sylwia Iwanejko-Sajewska, Country Manager DACH, TripleLift

„Die Industrie befindet sich gegenwärtig in einer sehr herausfordernden makroökonomischen Lage und die Medialandschaft gestaltet sich fragmentierter denn je. Inflation und Werbebudgetkürzungen sowie die Veränderungen rund um die Adressierbarkeit im Zuge des schwindenden Third-Party-Cookies zum einen, aber auch der Wunsch nach nachhaltigeren Wegen im Programmatic Advertising, lassen die Rufe nach mehr Effizienz in der Wertschöpfungskette immer lauter werden.  Eine überarbeitete und angepasste SPO-Strategie, die den Mediaeinkauf um die Adressierbarkeit ergänzt, nimmt hierbei eine entscheidende Schlüsselrolle ein. Dabei bedarf es einer holistischen Betrachtung und eines An- und Einsatzes sowohl auf der Supply und Demand Seite, um die optimalen Ergebnisse zu erzielen. Vergangene SPO-Ansätze konzentrierten sich vorwiegend auf Transparenz und Brand Safety, bedienen aber nicht die aktuellen Dynamiken der Industrie, die den Fokus nun stärker auf Effizienzsteigerung legt. Eine marktübergreifende Zusammenarbeit könnte dazu beitragen, Standards zu definieren und dieses Ziel zu erreichen.”

Johannes Paysen, Managing Director Central Europe, Magnite

„SPO ist gleichzeitig Treiber und Ergebnis des Käuferwunsches nach engeren Beziehungen zur Anbieterseite und eine Reaktion auf die Notwendigkeit zur Steigerung von Effizienz, Addressability, Transparenz und Messbarkeit. Die wertvollen Beziehungen zwischen Publishern und Nutzern schaffen die besten Voraussetzungen zur Übermittlung der individuellen Daten und sind die ideale Basis, um diese Anforderungen zu erfüllen. Käufer werden auch künftig in Lieferwege investieren, die einen höheren Mehrwert versprechen. Deshalb sind Publisher gefordert, Zielgruppen und Inventar optimal zu identifizieren, zu kuratieren und zu präsentieren – durch verschiedene Methoden wie Premium-Marktplätze, Seller-Defined-Audiences (SDAs) und Daten-Matching. SPO kann ein wesentlicher Bestandteil der Nachhaltigkeitsreise sein. Doch es ist mehr Kollaboration erforderlich, um umfassende Transparenz rund um Gebühren, Operations, Beziehungen und Daten-Sharing zu erreichen und so effizientere Supply-Paths zu gestalten, die auch der Umwelt helfen.”

Ekkehardt Schlottbohm, Regional VP Northern Europe, PubMatic

„Die Media-Einkäufer (groß oder klein) wenden sich vermehrt an Unternehmen der Supply Side, um Tools zu entwickeln, die sie selbst nutzen können, um die Spreu vom Weizen in der offenen Auktion zu trennen. Das hat zur Folge, dass der Ad-Tech-Partner wenig bis gar nicht in die Gestaltung, Aktivierung oder Verwaltung dieser Marktplätze eingebunden ist. Wir würden die Technologie und die Tools bereitstellen, um ein breites Spektrum an Inventar zu verwalten und eine engere Verknüpfung von Media-Einkäufer und Inventarhaltern zu ermöglichen. Wir beobachten, dass Agenturen vermehrt das Data-Targeting auf der Angebotsseite des Marktplatzes aktivieren, um die Kontrolle über die Qualität des Inventars und das Targeting der Zielgruppe zu erhöhen und die Performance der Kampagne anhand ihrer Kennzahlen zu steigern. Ein weiterer Bereich, in dem die Agenturen der Meinung sind, dass SSPs besser aufgestellt sind als andere Ad-Tech-Anbieter, ist ihre Fähigkeit, die Transparenz der Agenturen in der programmatischen Werbung zu verbessern, da sie näher an den Publishern dran sind und einen Einblick in das Werbeinventar haben, den nur wenige andere haben. Aber wir dürfen den Publisher in dieser Gleichung nicht vergessen: SSPs müssen die Publisher mit besseren Auslastungsraten und besseren Preisen unterstützen, was letztendlich zu mehr Umsatz führt. Und die SSPs mit soliden Käuferbeziehungen werden das besser können.”

Daniel Volož, Country Manager DACH, RTB House

„Publisher, SSP, RTB Plattform – das ist die direkte Lieferkette. Allerdings kann eine SSP den Bid Request an weitere SSPs senden, was die Lieferkette verlängert. Beide Male wird der Bid Request gleich bewertet, der Bid Value wird aber von den Gebühren der SSPs „aufgefressen“. Technologien können SPO optimieren: Wenn ein System, das auf Deep Learning basiert, einen Bid Request direkt von einem SSP erhält, bewertet der Algorithmus diesen genauso, als hätte er zuvor drei verschiedene SSPs durchlaufen. Das spart Geld, verkürzt die Lieferkette und sorgt für mehr Transparenz. Auch das Thema Ad Fraud ist wichtig. Um die Verbindung zu überprüfen, nutzen Marketer Dateien wie ads.txt oder sellers.json. Allerdings sehen wir hier einen großen Engpass. Ads.txt sind häufig nicht auf dem neuesten Stand und app-ads.txt werden nicht genutzt. Sellers.json sind oft anonymisiert, was sie schlichtweg nutzlos macht. Es ist noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, aber durch neue Technologien wird SPO langsam noch effizienter, transparenter und auch nachhaltiger, da der CO2-Ausstoß sinkt.”

Can Zeybekler, Managing Partner Investment & Accountability, Omnicom Media Group Germany

„Klassischerweise ist es die Rolle der Mediaagentur ihren Kunden in der schieren Vielfalt der medialen Optionen, in Bezug auf Effektivität und Effizienz die optimalen Maßnahmen aufzuzeigen und zu realisieren. Genau diesem Auftrag kommen wir nach, wenn wir Supply Path Optimization (SPO) betreiben. Dass wir vom Supply Path – also einem Pfad – sprechen, macht deutlich: Hier sind mehrere Player in der Kette. Um nachhaltig die elementaren Defizite des programmatischen Marktes zu beheben und für mehr Transparenz, Effizienz und Sicherheit für unsere Kunden zu sorgen, müssen wir die Kontrolle über die Kette erlangen. Da jedes Glied in der Kette kostet und Risiken birgt, bedeutet der Ausschluss von Intermediärem mehr working media und Sicherheit. Für uns ist es wichtig, Inventare direkt von originären Inventarinhabern und nicht über Umwege wie Aggregatoren zu beziehen. Wir möchten die programmatische Supply Chain auf die wesentlichen Medienanbieter und Service Provider reduzieren. Dabei agieren wir technologieagnostisch und sind mit unserem Expertenteam sowohl auf DSP- als auch auf SSP-Seite aktiv, um für unsere Kunden stets den effektivsten Einkaufsweg zu erschließen.“

Über das Format

Die Fokusgruppe Programmatic Advertising hat mit dem Expert Talk Reloaded ein neues Format ins Leben gerufen, um der geballten Expertise ihrer Mitglieder eine Plattform hier auf ihrer Gremienseite und auf den Social-Media-Kanälen des BVDW zu geben. Der Aufruf zur Einreichung Eurer Beiträge zum jeweils aktuellen Thema erfolgt via E-Mail an den Gremienverteiler inkl. der Angabe zur Einreichungsfrist. Im Anschluss prüft der Vorsitz die eingereichten Statements und wählt diejenigen aus, die veröffentlicht werden sollen. Wenn Ihr auch eigene Themenvorschläge für die nächsten Expert Talks haben solltet, immer her damit.

Idee & Vorgehen

  • Aufklärung zu aktuellen Trendthemen im Programmatic Advertising.
  • Zielgruppe ist der breite Kreis der BVDW-Mitglieder sowie die erweiterte BVDW-Community, Fokus Werbetreibende und Publisher.
  • Für jede Ausgabe des Expert Talk Reloaded stellen idealerweise 4 verschiedene Vertreter (Advertiser, Agentur, Tech, Publisher) – möglichst aber immer Buy- und Sell-Side – ihre Perspektive auf ein aktuelles Thema in Form eines schriftlichen Statements dar.
  • Wünschenswert sind unterschiedliche Positionen der verschiedenen Teilnehmer zum jeweiligen Thema.
    Umfang der eingereichten Statements: ca. 1.000 Zeichen.
  • Hinweis: relevanter & knackiger Content ist King! No PR- und Sales-Talk!
  • Zirka einmal pro Quartal versenden wir einen Aufruf via E-Mail an den Fokusgruppen-Verteiler zur Einreichung von schriftlichen Statements für den nächsten Expert Talk.
  • Alle, die ein Statement zum jeweils aktuellen Thema einreichen wollen, können dies innerhalb der Einreichungsfrist tun. Sichtung der Einreichungen durch den Vorsitz und Auswahl von ca. 4 Statements pro Thema.
  • Veröffentlichung des Expert Talks inkl. Angaben zu Namen und Firma auf der Gremien-Website hier und begleitende Kommunikation dazu via Social-Media.

 

Kontakt

Ina Franke
Senior Programm Managerin
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